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Aus der Geschichte der kath. Dorfkirche "St. Johannes der Täufer"

Gerbershausen blickt auf eine über 650-jährige Kirchengeschichte zurück. Erstmals wird die Pfarrei Gerbershausen im Jahr 1336 erwähnt.

Die ältesten schriftlichen Aufzeichnungen zu unserer Kirche sind die Kirchenrechnungen aus dem Jahr 1703, die im Original im Kommissariatsarchiv in Heiligenstadt aufbewahrt werden.

Katholische Kirchenbücher von Gerbershausen gibt es ab dem Jahr 1729.

Als gesichert gilt, dass Gerbershausen im 16. Jahrhundert eine Filiale von Kirchgandern war. Ab dem Jahr 1610 wird Gerbershausen (wieder) eine alleinige Pfarrei mit der Filiale Fretterode. Erst im Jahr 1635 kommt Rimbach als Filiale dazu.

In der Mitte des 16. Jahrhunderts entwickelte sich Gerbershausen zu einem wichtigen Ort für die Familie von Hanstein.

1547 erhielt Gerbershausen durch die von Hanstein als eines der ersten Dörfer des Gerichts Hanstein seinen ersten protestantischen Prediger(Prädikant) und war von dieser Zeit an bis ca. 1599 evangelisch geprägt.

Die hiesige Dorfkirche stellte das Zentrum der evangelischen Kirche im Gericht Hanstein dar. Sie diente der Familie als Begräbnisstätte und war bis 1597 Aufbewahrungsort wichtiger Familiendokumente. Außerdem fanden in der Kirche regelmäßig Familienkonferenzen zu kirchenpolitischen Fragen statt.

Insbesondere gegen Ende des 16.Jh kam es im Zuge der Gegenreformation zu mehreren Auseinandersetzungen zwischen katholischen und evangelischen Priestern.

Die heutige Kirche St. Johannes d. T. wurde im Jahre 1777 erbaut und 1779 durch den Erfurter Weihbischof Eckardt geweiht.

Aufgrund der steigenden Einwohnerzahlen in den folgenden 150 Jahren bot die Kirche schon bald nicht mehr genug Platz für alle Gläubigen. Pfarrer Philipp Kirchberg setzte sich während seiner Wirkungszeit in unserer Gemeinde sehr stark für eine Erweiterung der Pfarrkirche ein. Bereits 1915 stellte er dazu einen ersten Antrag bei der Regierung, welcher nach langen, schwierigen Verhandlungen jedoch letztlich erst im Jahr 1934 zur Ausführung kam. Zu dieser Zeit lebten ca. 700 Katholiken in Gerbershausen (einschließlich Unter-und Oberstein).

In den Jahren 1934 und 1936 war der bekannte, aus Würzburg stammende, Kirchenmaler Willy Jacob in unserer Pfarrkirche tätig. Ihm und Willy Wolf verdanken wir unter anderem den Kreuzweg (Wandfresken in 4 Zyklen), das Altarbild mit der Christkönigsdarstellung sowie die Bilder über den zwei Seitenaltären.

Im Rahmen der Erweiterungsarbeiten und der Ausmalung der Kirche, wurde auch das Ewige Licht neugestaltet. Vermutlich geht auch dieser Entwurf auf Willy Jacob zurück. Diese Skulptur ist in ihrer Darstellungsweise einzigartig in den Eichsfelder Kirchen. 

Am 5. September 1937 fand schließlich die Weihe der Kirche in neuer Kreuzform durch Bischof Johannes Dietz aus Fulda statt.  

In den folgenden Jahrzehnten wurde ebenfalls immer weiter an der Verschönerung des Gotteshauses gearbeitet. So veranlasste beispielsweise Pfarrer Wilhelm Wewer 1955 eine erneute Ausmalung der Kirche.

Auch Pfarrer Josef Pohl scheute während seiner Tätigkeit in unserer Gemeinde keine Mühen. Im Zuge des 200jährigen Jubiläums im Jahr 1977 wurde die Kirche 1976/77 von Kirchenmaler Kruse aus Kreuzebra komplett restauriert. 1996 erfolgte die Grundinstandsetzung der Orgel, durch Orgelbaumeister Brode aus Heiligenstadt. 1997/98 baute man eine neue Beschallung und Altarbeleuchtung ein und 1998 wurde der Turm mit Wetterfahne restauriert. Die Ausstattung aller Sitzbänke mit einer elektrischen Heizung sowie die Erneuerung der Beleuchtung des Kirchenschiffes, führte der hiesige Elektrikermeister Josef Vogt aus. In den Jahren 2000/2001 wurde die Kirche erneut frisch ausgemalt.

Aus welcher Richtung man Gerbershausen auch betrachtet - unsere Kirche „St. Johannes der Täufer“ zieht den Blick auf sich. Sie ist ein wahres Schmuck- und Erbstück unserer Vorfahren an uns. In ihrer Größe erinnert sie uns aber auch immer wieder an die enorme Opferbereitschaft und den großen Gemeinschaftssinn der Gerbershäuser der damaligen Zeit.

Auch den bereits 1777 über dem ehemaligen Südportal in Stein gemeißelten lateinischen Vers: „Wie Ehrfurcht gebietend ist doch dieser Ort! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels.“   kann man als ein offenes Bekenntnis der Gerbershäuser zur Kirche und zu Gott werten.

Die Frage nach aktueller Gültigkeit mag jeder für sich selbst beantworten.